Die Elektronifizierung des Automobils macht auch nicht vor Domänen Halt,
in denen traditionell die Mechanik und Hydraulik dominieren. Um
Fahrerassistenzfunktionen mit noch höherem Nutzen realisieren zu können,
benötigt man elektronische Schnittstellen zum Fahrwerk vor allem zur Bremsanlage und zur Lenkung.
Solche elektronische Schnittstellen stellen beispielsweise die elektrohydraulische und die elektromechanische Bremse
- EMB dar. Werden bei der elektrohydraulischen Bremse die Bremssättel
noch hydraulisch betätigt, so erzeugen bei der elektromechanischen
Bremse Elektromotoren die Bremskräfte direkt an den Rädern, gesteuert
von einer elektronischen Regeleinheit, die ihren Input wiederum über ein
elektronisches Bremspedal mit Pedalgefühlsimulator (Force Feedback)
erhält. Die Übertragung der Steuer- und Sensorsignale erfolgt über
Kommunikationsleitungen.
Durch ein solches Brake-by-Wire-System
sind nicht nur individuelle Bremseingriffe an den einzelnen Rädern
möglich, was die Bremsstabilität wesentlich verbessert. Möglich wird
auch das Anpassen der Pedalcharakteristik und der Bremswirkung an den
Fahrer einfach durch die bloße Änderung der Software. Schließlich
erlaubt die Elektronik vor Ort eine verbesserte Diagnosefähigkeit und
führt so zu einer erhöhten Betriebssicherheit. Ein sehr großes Potenzial
eines Brake-by-Wire-Systems ist die Einbeziehung der Bremse in die
Fahrdynamikregelung um die aktive Sicherheit erhöhen zu können.
So vielfältig das Potenzial von Brake-by-Wire-Systemen auch ist - sie stellen ein großes Sicherheitsrisiko
dar. Schon die Störung oder der Ausfall einer einzelnen
Systemkomponente kann schwerwiegende Folgen haben. Deshalb müssen
Brake-by-Wire-Systeme fehlertolerant ausgelegt sein:
nur so kann gewährleistet werden, dass bei Auftreten eines beliebigen
Fehlers die gesetzlich vorgeschriebene Grundbremsfunktionalität erfüllt
wird.