Sicherheitskritische Fahrerassistenzfunktionen mit
elektronischen Schnittstellen zum Fahrwerk stellen höchste Anforderungen
an die Zuverlässigkeit, Sicherheit und Echtzeitfähigkeit des
Kommunikationssystems. Benötigt wird ein Kommunikationssystem mit der
Eigenschaft der Zusammensetzbarkeit, dessen Kerneigenschaft es ist, eine
buslastunabhängige deterministische und fehlertolerante Datenkommunikation zu gewährleisten.
Diesem anspruchsvollen Anforderungsbündel kann CAN (Controller Area Network), die im Kfz etablierte Kommunikationstechnologie, nicht gerecht werden, da CAN auf einem ereignisorientierten Kommunikationsansatz
basiert. Das bedeutet, dass jeder Busknoten eines Kommunikationssystems
zu jedem Zeitpunkt auf das gemeinsame Kommunikationsmedium zugreifen
kann. Der Einsatz von Techniken zur Auflösung von Kollisionen führt
dazu, dass sich der Kommunikationsablauf erst zur Laufzeit ergibt.
Ereignisgesteuerte Kommunikationssysteme ermöglichen die schnelle
Reaktion auf asynchrone Vorgänge, sind jedoch nicht deterministisch.
Weil
die zeitliche Schnittstelle in einem ereignisgesteuerten
Kommunikationssystem nicht definiert ist, wirkt sich das Hinzufügen und
Entfernen von Busknoten auf den Kommunikationsablauf aus. Diese
Auswirkungen machen streng genommen eine vollständig neue Validierung
des Gesamtsystems erforderlich. Ereignisgesteuerte Kommunikationssysteme
weisen nicht die Eigenschaft der Zusammensetzbarkeit auf.
Weil
die CAN-Kommunikationstechnologie aufgrund fehlenden redundanten
Strukturen und Mechanismen auch den hohen Anforderungen an die Fehlertoleranz nicht
gerecht werden kann, zudem im Serieneinsatz lediglich mit einer
maximalen Datenrate von 500 KBit/s aufwarten kann, experimentierten
schon so manche Kfz-Hersteller in den 90er Jahren mit fehlertoleranten,
zeitgesteuerten Kommunikationstechniken, die sehr hohe Datenraten
zuließen.
Allerdings ergaben die Untersuchungen und Erfahrungen bei den Kfz-Herstellern, dass keine der untersuchten Kommunikationstechniken allen Anforderungen für einen Serieneinsatz für zukünftige, sicherheitskritische Systeme in Kraftfahrzeugen gerecht werden könnte. Deshalb verabredeten BMW und DaimlerChrysler 1999 die Spezifikation und Entwicklung einer zukünftigen, einheitlichen, zeitgesteuerten und fehlertoleranten Kommunikationstechnik gemeinsam voranzutreiben. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit entstand die erste grobe Anforderungsspezifikation für FlexRay.